Damit Banken und Geldinstitute selbst in schwierigen Zeiten nicht in finanzielle Schieflage geraten, ist eine ordentliche Bewertung aller Kreditrisiken sowie ausreichend Kapital unabdingbar. Dadurch soll sichergestellt werden, dass im Notfall immer ausreichend Geldmittel vorhanden sind, um mögliche Ausfälle decken zu können. Zur Ermittlung der notwendigen Eigenmittelanforderungen gibt es grundsätzlich zwei Optionen: ein internes Modell (Internal Ratings Based Approach, IRBA) oder den Kreditrisiko-Standardansatz.

 

Definition des Kreditrisiko-Standardansatzes (KSA)

Finanzinstitute können dank des Kreditrisiko-Standardansatzes den notwendigen Kapitalbedarf ermitteln, um alle Risiken hinreichend abzudecken. Dies ist eine Anforderung, die vor allem im Nachzug der Finanzkrise 2008 entstanden ist. Sie soll sicherstellen, dass sich eine solche Situation nicht wiederholt, und Banken sowie Geldgeber dazu verpflichten, stets ausreichend Eigenkapital zu halten.

Die Bewertung aller Kreditrisiko-Positionen erfolgt auf Basis von externen Bonitätsbeurteilungen, diese dürfen jedoch nur von einer anerkannten Ratingagentur oder Exportversicherungsagentur stammen. Je nach Position und Risikoklasse kann das KSA-Risikogewicht zwischen 0 und 1.250 % liegen. Lässt sich das jeweilige Kreditrisiko hingegen nicht bewerten, dann kommt ein pauschales Risikogewicht zum Einsatz.

Am Ende der Gesamtbewertung sind alle Kreditrisiko-Positionen mit einem entsprechenden Risikogewicht verbunden, was erhebliche Auswirkungen auf die Eigenmittelanforderungen hat. Je höher die Risiken, desto größer der Eigenkapitalbedarf, den ein Institut erfüllen muss.

 

Auswirkungen des KSA

Während ein internes Modell bzw. ein IRB-Ansatz mit einigen Freiheiten bei der Bewertung einhergeht und prinzipiell zu niedrigen Kapitalanforderungen führt, geht ein solches Verfahren mit einem hohen Aufwand einher. Ein Finanzinstitut muss in diesem Fall nämlich oftmals komplexe Berechnungen anstellen, die eine aufsichtsrechtliche Zulassung erfordern.

Der Kreditrisiko-Standardansatz gilt hingegen als eine weitaus einfachere Methode, die allerdings auch zu höheren Kapitalanforderungen führt. Am Ende muss also jede Bank und jedes Finanzinstitut die Vor- und Nachteile des jeweiligen Verfahrens gegeneinander abwägen. Prinzipiell sind die Eigenmittelanforderungen aber seit der Finanzkrise deutlich gestiegen, um dem Finanzsystem mehr Stabilität zu geben.

Am 1. Januar 2025 soll eine neue Ausführung (CRR III) mit einer aktuellen Tabelle für KSA Risikogewichte in Kraft treten, bei der die Risikosensitivität des Standardansatzes höher liegen soll. Der Hintergrund ist das Bestreben, die derzeit angespannte Weltwirtschaftslage und hohen Zinssätze besser berücksichtigen zu können.

 

Kreditrisiko-Minderungstechniken im Kreditrisiko-Standardansatz

Institute haben nach dem KSA prinzipiell zwei Optionen, um Risiken zu minimieren. Die einfache Methode ersetzt das Risikogewicht des Schuldners durch das Risikogewicht der Sicherheit, es kommt also zu einer Risikogewichtssubstitution. Je nachdem, welches Gewicht hierbei kleiner ist, kann es folglich zu einer Kreditrisiko-Minimierung kommen.

Bei der anspruchsvollen Methode reduziert das Finanzinstitut hingegen die Bemessungsgrundlage im Umfang der Besicherung. Kreditlaufzeiten sowie Wert- und Währungsschwankungen spielen dabei eine bedeutende Rolle. Zudem sind eigene Prognosen zur zukünftigen Wertentwicklung möglich, was eine flexiblere Risikominimierung erlaubt.

 

Optimales Kreditrisiko-Management für Ihr Unternehmen

Aber nicht nur Finanzinstituten stehen effiziente Methoden zum Kreditrisiko-Management zur Verfügung, sondern auch privaten Unternehmen. Mit einigen sinnvollen Maßnahmen lassen sich Kredit- und Ausfallrisiken dadurch erheblich minimieren.

Halten Sie sich an die folgenden Tipps:

  • Prüfen Sie vorab immer die Bonität Ihrer Kunden, insbesondere bei großen Krediten.

  • Führen Sie eine ordentliche Risikobewertung durch, damit alle aktuellen Risiken bekannt sind.

  • Optimieren Sie Ihr Debitorenmanagement dank moderner Software und automatisierter Prozesse.

  • Stellen Sie zügig Rechnungen mit klaren Zahlungszielen aus, um Missverständnisse zu vermeiden.

  • Setzen Sie im Notfall auf einen mehrstufigen Mahnprozess, der sofort bei Zahlungsverzug beginnt.

 

***

 

Management Summary

  • Banken und Finanzinstitute müssen Kreditrisiken ordentlich bewerten, um bei Ausfällen ausreichend Eigenkapital zur Deckung parat zu haben.

  • Zur Ermittlung des Eigenkapitalbedarfs gibt es zwei Optionen: interne Modelle oder eine Berechnung mithilfe des Kreditrisiko-Standardansatzes (KSA).

  • Der Kreditrisiko-Standardansatz setzt auf externe Bonitätsbeurteilungen durch Ratingagenturen, um alle Kreditrisiken hinreichend zu erfassen und daraus den Kapitalbedarf zu ermitteln.

  • Unternehmen müssen ebenfalls stets ihre Risiken im Blick behalten und geeignete Maßnahmen einleiten, um diese zu reduzieren und Zahlungsausfälle zu vermeiden.

  • Mit der modernen AR-Automation-Software von Bilendo schaffen Sie die optimale Grundlage für ein professionelles und effizientes Risiko- und Debitorenmanagement.

  • Nehmen Sie jetzt Kontakt auf– unsere Experten beraten Sie gern.