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11. Februar 2020 Florian Kappert
Credit Management für Buchhalter 5 Min.Der finanzielle Schaden, den Rechnungen im Verzug anrichten, ist für Ihr Unternehmen enorm. Forderungsrisiko und Kostendruck steigen, das Geld fehlt für neue Projekte und Investitionen, das Wachstum Ihres Unternehmens gerät in Gefahr.
Effektive Maßnahmen beim Credit Management beginnen mit dem Verständnis, warum Ihre Kunden in Verzug geraten. 3 große Ursachengruppen lassen sich unterscheiden.
1. Versehentlicher Zahlungsverzug
Erinnern reicht
Dieser Fall lässt sich relativ einfach klären. Hier reicht eine einfache Zahlungserinnerung und die Sache ist vom Tisch. Der Aufwand für Sie hält sich in Grenzen, die Kundenbeziehung wird nicht irritiert und Sie kommen in einem überschaubaren Zeitraum an Ihr Geld.
In Maßen!
Trotzdem empfiehlt es sich, nicht leichtfertig von einem Versehen auszugehen und gutgläubig darauf zu warten, dass fällige Rechnungen irgendwann bezahlt werden. Ihre Kunden gewöhnen sich nämlich daran, dass Sie es nicht eilig haben und aus dem Versehen wird Bequemlichkeit und schließlich Selbstverständlichkeit, die zu einem Problem für Ihre Liquidität werden kann. Außerdem leidet Ihre Glaubwürdigkeit, wenn Sie irgendwann doch auf die Zahlung bestehen.
2. Vorsätzlicher Zahlungsverzug
Cash Management
Manche Schuldner kommen ganz bewusst in den Zahlungsverzug. Dieser ist dann systematischer Bestandteil des Cash Managements für eine zielgerichtete Steuerung der eigenen Liquidität. Wer auf einen langen Mahnprozess spekuliert, spart Zinsen.
Kostenloser Kredit
Ein geduldeter Zahlungsverzug macht aus Ihnen einen unfreiwilligen und kostenlosen Kreditgeber. Das Kalkül dahinter ist einfach, denn das Prinzip eines Kredits ist, dass er nicht sofort, sondern erst in Zukunft bezahlt werden muss. In der Zwischenzeit spekuliert der Schuldner auf kurzfristige Gewinn-Erzielung.
Dreistigkeit gewinnt
Es ist davon auszugehen, dass Sie nicht der einzige Gläubiger sind. Die Frage ist, ob Sie sich wie die anderen an der Nase herumführen lassen. Vermutlich ist Ihr Kunde um Ausreden nicht verlegen, warum er nicht zahlt, drückt eventuell auf die Tränendrüse. Beim systematischen Zahlungsverzug ist Ihr Kunde mit Sicherheit Profi, raffiniert und dreist.
3. Zahlungsverzug wegen Zahlungsunfähigkeit
Eiskalt erwischt
Jeder Unternehmer fürchtet diesen Moment. Egal wie akribisch der Businessplan erstellt und wie gewissenhaft die Finanzen kalkuliert wurden, in die Zahlungsunfähigkeit gerät manch einer schneller, als erwartet:
Ein wichtiger Investor springt unerwartet ab.
Ein großer Auftrag kommt kurzfristig doch nicht zustande.
Angelaufene Rettungsmaßnahmen zur Kostensenkung greifen noch nicht.
Der Dominoeffekt durch die Insolvenz eines Geschäftspartners schlägt zu.
etc.
Jetzt muss Ihr Kunde Zeit gewinnen und alle Maßnahmen ergreifen, um Engpässe zu überbrücken. Dazu gehört auch, fällige Zahlungen auf die lange Bank zu schieben und Mahnprozesse stoisch auszuhalten.
Wo im Ranking stehen Sie?
Sie können sicher sein, dass Sie nicht der einzige Gläubiger sind. Die Frage ist nur, wo im Gläubiger-Ranking Sie stehen. So bedauerlich die Situation für Ihren Kunden ist und so viel Verständnis Sie für ihn auch aufbringen können, das fällige Geld steht Ihnen trotzdem zu.
Manche Unternehmer geraten fahrlässig in diese Situation, haben sich mit der drohenden Insolvenz schon abgefunden. Ihre Mahnschreiben werden dann hartnäckig ignoriert. Jetzt liegt es an Ihnen, ob Sie zu den Gläubigern gehören, die leer ausgehen oder Ihre Forderung doch noch durchsetzen.
Problemlösung finden
Gibt Ihr Kunde Zahlungsprobleme offen zu, empfiehlt es sich, gemeinsamen nach einer Lösung zu suchen. Verbindet Sie mit dem Kunden schon eine längere Geschäftsbeziehung, wird es Ihnen leichter fallen, dessen Situation einzuschätzen. Hat er sich bislang als zuverlässiger und vertrauensvoller Geschäftspartner ausgezeichnet, sind Sie womöglich eher geneigt, etwas mehr Kulanz als üblich an den Tag zu legen oder eine Ratenzahlung zu vereinbaren.
Schützen Sie sich selbst vor der realistischen Gefahr einer Folgeinsolvenz, indem Sie auf Verzugsfälle unmittelbar reagieren. Dazu gehört auch, dass Sie es im Vorfeld gar nicht erst so weit kommen lassen. Beobachten Sie Ihre Kunden durch modernes Credit Scoring - so bleiben Sie immer über dessen Kreditwürdigkeit im Bilde und können auf Veränderungen sofort reagieren und beispielsweise Zahlungsmodalitäten anpassen.
Die Gründe für einen Zahlungsverzug bzw. eine verzögerte Zahlung sind jedoch nicht immer bei Ihrem Kunden zu suchen. Häufig sind Probleme bei der internen Abstimmung die Ursache, nämlich wenn zwischen Ihrer Buchhaltung und Ihrem Vertrieb unklar ist, was mit dem Kunden wann und durch wen abgesprochen wurde.
Hinzu kommt, dass Sie, um Aufwand zu reduzieren, Mahnungen blockweise statt kontinuierlich verschicken. Aber genau das wirkt sich negativ auf die Forderungslaufzeit aus. Aufwand sparen Sie so richtig, indem Sie auf Workflow-basierte Automatisierung setzen. Dazu müssen Sie nichts aufwendig programmieren lassen, Sie können alle notwendigen Einstellungen selbst vornehmen. Das reduziert den Kommunikationsaufwand, sorgt für glatte und kontinuierliche Prozesse und ein sinnvolles, effektives Mahnwesen.
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